TSV Bischofsheim

Sport für die ganze Familie

Chronik

Das Gesicht und das Selbstverständnis des Turn- und Sportvereins Bischofsheim haben sich in den letzten Jahren stetig gewandelt. Rund 650 Mitglieder von 2 bis 80 Jahren nehmen heute die Gelegenheit wahr, unser reichhaltiges Sportangebot zu nutzen. Der TSV ist ein kinder- und jugendfreundlicher Sportverein, denn mehr als die Hälfte aller Mitglieder sind junge Menschen. Viele lernen sozusagen bei uns das Laufen, bevor sie später in eine andere Sportart, die in ihrem Interesse liegt, wechseln. Der TSV Bischofsheim ist damit eine der größten Freizeitorganisationen für diese Altersgruppe in Bischofsheim. Kein anderer Verein im Stadtgebiet bietet so eine breite Palette von sportlichen Bewegungsmöglichkeiten: Eltern-Kind-Turnen, Sportkindergarten, Mädchenturnen, Jugendsport und Leichtathletik, Frauensport, Aerobic, Fitness-Step-Aerobic und Bodyforming, Yoga-Kurse, Männersport (Donnerschdochsturner), Kraftsport im eigenen Fitnessstudio, Ju-Jutsu, Rhönrad- und Trampolinturnen. Von dieser Vielfalt haben unsere Vorgänger im TSV Bischofsheim sicher nur träumen können.

Nach den bisherigen Erkenntnissen gehen die ersten Anfänge des TSV auf das Jahr 1867 zurück. Ein genaues Datum, das Gründungsprotokoll oder die Namen der Gründungsmitglieder konnten leider nicht mehr in Erfahrung gebracht werden. Die Ursprünge des Vereins sind eng verbunden mit der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr, die bekanntlich 1868 gegründet wurde. Unterstützt wird diese Auffassung durch den Aufruf des im Jahre 1861 gegründeten Bayerischen Turnerbundes. Danach wurden die Turner u. a. aufgefordert, das Vereinsleben zu forcieren, gegenseitige Vereinshilfe zu leisten und Turnerfeuerwehren einzurichten. Wegen der häufig auftretenden Brände im 19. Jahrhundert, die ganze Stadtteile Bischofsheims in Schutt und Asche legten, hielt man es offenbar für angebracht, einen Turnverein ins Leben zu rufen. Die durch das Turnen „gestählten“ Männer sollten wohl u. a. auch einen besseren Brandschutz gewährleisten.

Offensichtlich waren aber die „Urväter“ des Vereins nur sehr lose zusammengeschlossen, denn am 2. Mai 1914 fanden sich 21 Herren im Gasthof „Zur Post“ ein und führten „auf allgemeinen Wunsch der hiesigen Jugend“ eine Wiedergründung des Turnvereins Bischofsheim v. d. Rhön durch. Im Gründungsprotokoll heißt es:

„Posthalter Joseph Dickas hier stellte in liebenswürdiger Weise eine ihm gehörige, von einem früher aufgelösten Turnverein herrührende Fahne dem Verein unentgeltlich zur Verfügung. Ebenso erklärte er zur Abhaltung der Turnübungen seinen Tanzsaal unentgeltlich benutzen zu lassen.“ Der Vorstandschaft gehörten an:

1. Vorstand Andreas Hauck, Druckereibesitzer
2. Vorstand Oskar Mauch, Kaufmann
Kassier Joseph Dickas, Posthalter
Turnwart Hans Koerber, Gerichtsassistent
Zeugwart Kaspar Fischer, Schreiner

Für die Vereinsorganisation erließ die Gründungsversammlung eine Satzung sowie eine eigene Turnordnung.

Weit über die Grenzen der Rhön hinaus bekannt waren die Wettkämpfe auf dem Kreuzberg. Hier trafen sich die besten Turner des Gaues, sowie Wettkämpfer von Schweinfurt bis nach Fulda. Am Himmelfahrtstag 1922 fand anlässlich des Götz Wandertages ein Bergturnfest auf dem Kreuzberg statt. Der 2. Vorsitzende des Vereins Georg Mock erstellte hierzu einen Bericht:

„Auf dem Kreuzberge herrschte fieberhafte Tätigkeit; es wurden Sprungbahnen und Spielplätze angelegt, und so der Platz für die Abhaltung des Festes geschaffen. Zum Feste waren sämtliche Vereine, insbesondere auch unsere Nachbarvereine im Preußenland eingeladen. Am Vorabend kamen die Turner an und wurden im Kloster und im Gasthofe des Mitgliedes Braun gut untergebracht. Besonders war es Pater Guardian, der ein warmes Herz für die edle Turnsache hatte. Am Festmorgen früh weckte die Turner ein Choral der Bischofsheimer Musikkapelle und um 6 Uhr begann das Wettturnen auf dem hl. Kreuzberg nächst dem hohen Kreuze. Der Frühzug brachte die reinsten Prozessionen von Festbesuchern und die Vereine aus den umliegenden Gauen, und man kann sagen, dass der Kreuzberg nicht so leicht wieder so viel Menschen sehen wird, wie an diesem Tage. Es waren zum Wettturnen insgesamt 180 Wettturner angetreten; das Turnen ging flott vonstatten. Während des Turnens konzertierte die Bischofsheimer Kapelle auf dem Berge. Auf den angelegten Spielplätzen wurden die Faustballmeisterschaften ausgetragen. Der Fußballklub Neustadt trat gegen Gersfeld auf; dieses Spiel musste aber wegen Uneinigkeit einzelner Spieler abgebrochen werden. Mittags um 3 Uhr fand an der Kreuzigungsgruppe die Preisverteilung statt und voll befriedigt zogen die Turner ihren heimatlichen Gefilden zu; voll befriedigt von dem Fest und von den Leistungen des Turnvereins Bischofsheim.“

Besonders beeindruckend für die Bevölkerung von Bischofsheim dürfte auch das 1. Sommerfest des Turnvereins am 8./9. September 1923 gewesen sein. Im Bericht des 2. Vorstandes Mock heißt es:

„Am Vorabend fand im Stern-Saale Kommersabend statt; die Musik stellte in liebenswürdiger Weise das Orchester des Doppelquartetts dahier. Vor dem Kommersabend zog ein schneidiger Fackelzug durch die Stadt zum Marktplatz, wo unsere Turner und Turnerinnen bengalisch beleuchtete Pyramiden stellten.“

Der Turnverein versuchte neben seinem breiten Turnangebot auch immer wieder neue Sportarten in sein Programm mit einzubeziehen. In der Generalversammlung vom 28. März 1926 wurde unter Punkt IV der Tagesordnung folgender Beschluss gefasst:

„2. Vorsitzender Fischer stellte der Versammlung anheim, das von der Firma Rhönwerkstätten, Otto Feick in Schönau, angefertigte und patentierte Rhönrad anzuschaffen, da dasselbe von der D. T. als zu Sportzwecken geeignet, empfohlen wurde, und der Hersteller Wert darauf lege, das Rad speziell in der Rhön einzuführen.“

Wie jeder andere Sportverein wurde der TV Bischofsheim nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 „gleichgeschaltet“. Gewählt werden durfte jetzt nur noch der so genannte „Vereinsführer“. Dieser musste jedoch von den übergeordneten Organen bestätigt und konnte jederzeit abberufen werden. Der Rest der Vorstandschaft wurde nach dem „Führerprinzip“ bestimmt. Juden und Kommunisten mussten aus dem Verein ausgeschlossen werden.

Nach einer Mitteilung des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen vom 20.03.1940 wurde selbst dieser kleine demokratische Rest beseitigt. Dem Führergrundsatz der Partei entsprechend durfte der Vereinsführer ab sofort nicht mehr gewählt werden. Ab jetzt wurde er durch den Sportkreisführer des NSRL bestellt. Gleichzeitig wurde zwischen den Zeilen gedroht, dass die Vereine, die dieser Anordnung nicht Folge leisten, ihre Gemeinnützigkeit verlieren, und die Finanzämter Steuern nachfordern würden. Dem Turnverein blieb demnach nichts anderes übrig, als diese neue Satzung anzunehmen, um nicht in den finanziellen Ruin zu geraten.

Mit dem Beschluss über diese Satzung und der Diskussion über die Aufrechterhaltung des Turnbetriebes in der Kriegszeit endet das vorhandene Protokollbuch.

Dass innerhalb des Vereins sehr enge kameradschaftliche Bindungen bestanden haben müssen, beweisen als letzte Unterlagen die Dankschreiben einiger Mitglieder, denen der Verein Weihnachtspäckchen an die Front geschickt hat. Wenn auch die anfängliche Genugtuung des Vereins über den gestiegenen Stellenwert des Turnens im Dritten Reich verständlich erscheint, so bleibt doch die bittere Erkenntnis, dass die jugendlichen Turner allein mit dem Ziel gefördert wurden, in einem Krieg möglichst lang zu funktionieren und durchzuhalten. Leider mussten viele Turner aus Bischofsheim diese Erkenntnis mit ihrem Leben bezahlen.

Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg

Durch die Kriegseinwirkungen ist der Turnverein nicht mehr weitergeführt worden, und nach dem Krieg fehlte wohl der entscheidende Motor, um das Vereinsleben organisatorisch wieder aufzunehmen. Helmut Becker, damals Herbergsvater in der Jugendherberge am Bauersberg, übernahm die Initiative und gründete Anfang 1964 eine Turnabteilung, die jedoch mangels innerörtlicher Organisation den „Freien Turnern Schweinfurt“ angegliedert war. Offenbar schienen die Turnerinnen und Turner nur auf diesen Startschuss gewartet zu haben, denn auf einer Versammlung am 30. Juni 1964 konnte Becker stolz vermelden, dass die Abteilung schon 211 Mitglieder zähle.

Auf der Sitzung am 06.02.1965 kam es zu einer für die Bischofsheimer Turner zukunftsweisenden Entscheidung. Da der bisherige Turnraum (Beck-Saal) baulich verändert werden sollte, musste sich die Turnabteilung mit dem möglichen Bau einer Turnhalle befassen. Da Zuschüsse über die „Freien Turner“ nicht erhältlich waren, blieb den Bischofsheimern nur noch der Sprung in die Selbstständigkeit.

Am Samstag, 20. März 1965, bei Manfred Nieder im Gasthaus Sonne war es dann soweit. Bischofsheim sollte wieder einen eigenständigen Turnverein erhalten. In der Satzung, eingetragen ins Vereinsregister unter der Nr. 97 am 28.05.1965, heißt es:

„Der am 02. Mai 1914 gegründete Turnverein Bischofsheim wird trotz seiner durch Kriegseinwirkung erfolgten Stilllegung und im Gegensatz zu § 20 der Vereinssatzung im Vereinsregister am 27.04.1950 vorgenommenen Löschung, am 20. März 1965 wieder ins Leben gerufen. Er trägt den Namen „TSV Turn- und Sportverein e. V., Bischofsheim a. d. Rhön“.

Mit diesem Akt schloss sich der Kreis und der TSV knüpfte wieder an die Tradition der Urväter der Jahre 1867 und 1914 an. Folgende Mitglieder wurden einstimmig in die Vorstandschaft gewählt:

1. Vorsitzender Helmut Becker
2. Vorsitzender Gustav Enders

Das Vereinsleben des wiedergegründeten TSV wurde in den Anfangsjahren hauptsächlich bestimmt durch äußerst fleißiges Üben an den Turnabenden, Teilnahme an Sportfesten und Rundenspielen der verschiedenen Spielabteilungen. Daneben kam aber auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Die Teilnahme an örtlichen Vereinsfesten sowie die Durchführung von Weihnachtsfeiern und Faschingsveranstaltungen führten zu starken kameradschaftlichen Bindungen in den Reihen der Mitglieder. Wie stark diese Bindungen an den Verein waren zeigt die Teilnehmerzahl an den Jahreshauptversammlungen der ersten Jahre. 79 Mitglieder waren der Einladung am 25.02.1967 gefolgt, um als bisher größte Aufgabe des Vereins die 100-Jahr-Feier vorzubereiten. Auch beim Gauturnfest am 10./11. Juni 1971 in Bischofsheim, an dem ca. 600 Sportler teilnahmen, bewiesen 170 Helfer, dass der TSV auf seine Mitglieder bauen konnte. Vielen Bischofsheimern ist sicher noch das Sommerfest des TSV am 5./6. August 1971 in guter Erinnerung, als Tausende von Menschen nach Bischofsheim pilgerten, um die „Original Oberkrainer“ zu hören.

Neben den unzähligen Turn- und Sportveranstaltungen, die der TSV besuchte, ragten als Höhepunkte im Leben eines Sportlers die Besuche von Deutschen Turnfesten heraus. Gelohnt haben sich die enorme Vorbereitungszeit und die hohen Kosten allemal. Neben einem tiefen Gemeinschaftserlebnis haben unsere Turnerinnen und Turner im Wettstreit mit oftmals Tausenden von Konkurrenten vielfach Plätze im ersten Drittel oder unter den ersten 20 Prozent belegt.

An dieser Stelle sei noch hingewiesen auf die vielen Stadtsportfeste, die der Verein ausgerichtet hat. Herausragende überregionale Veranstaltungen des TSV in Bischofsheim waren z.B. 1982 die Bayerischen Leichtathletik-Mannschaftsmeisterschaften und die am 15./16. August 1985 durchgeführten Deutschen Schülermeisterschaften im Rhönrad-Turnen.

Ständiger Motor aller Vereinsaktivitäten seit der Neugründung 1965 war der 1. Vorsitzende Helmut Becker. Als Vorbild im sportlichen und politischen Bereich wurde er deshalb auch mit dem Ehrenbürgerrecht der Stadt Bischofsheim ausgezeichnet. Seine Lebensleistung für den Turnsport in Bischofsheim krönte er nach 30 Jahren Vorstands- und Übungsleitertätigkeit 1995 mit einem Anbau an die bestehende Schulturnhalle. In der „Helmut-Becker-Halle“ haben jetzt vor allem Aerobic, Gymnastik und der Kraftsport ihre Heimat gefunden. Im gleichen Jahr übernahm Albrecht Finger das Amt des 1. Vorsitzenden und führt den TSV Bischofsheim bis heute.

Aktuell werden fünf Abteilungen wettkampforientiert betrieben. Wir können zwar nicht mit internationaler Spitze glänzen, unsere Leistungssportler haben aber dem TSV Bischofsheim auf bayerischer und regionaler Ebene einen guten Ruf erkämpft. Den größten Aufschwung hat inzwischen die Trampolinabteilung genommen. Wer das Gefühl liebt, frei wie ein Vogel zu fliegen, für einen kurzen Moment die Schwerelosigkeit zu erleben, der ist bei unseren Akrobaten der Lüfte genau richtig. Mit perfekter Haltung und turnerischer Eleganz zaubern die Turnerinnen in Schwindel erregender Höhe atemberaubende Salti und Schrauben. Unsere Trampolinmädchen turnen inzwischen auf hohem Niveau. Treppchen-Plätze bei bayerischen Meisterschaften sind der verdiente Lohn für ihr ausdauerndes und zielgerichtetes Training. Der TSV Bischofsheim ist zurzeit der einzige Verein in Nordunterfranken, bei dem diese faszinierende Sportart wettkampfmäßig ausgeübt und gefördert wird.

Förderung der Gesundheit und Hinführung zu lebenslangem Sporttreiben sind unsere ausdrücklichen Ziele. Motivierte und sportpädagogisch hoch qualifizierte Übungsleiter bilden dabei das Rückgrat unseres Sportvereins. Damit ist der TSV ein ernst zu nehmender Werbeträger für die Stadt und leistet seinen Beitrag zu einer guten Lebensqualität in Bischofsheim. Unter www.tsv-bischofsheim.de kann sich inzwischen jeder Interessierte über unser Sportangebot und unsere Vereinsaktivitäten informieren.

Der Deutsche Turnerbund hat in diesem Jahr den TSV Bischofsheim für herausragende Leistungen im Bereich Gesundheitssport und qualifizierte Vermittlung gesundheitsfördernder Bewegungsangebote an seine Mitglieder ausgezeichnet. Das Qualitätssiegel „Pluspunkt Gesundheit“ gilt als ein Markenzeichen für besondere Qualität im Gesundheitssport und wird daher von vielen Krankenkassen gefördert.

Heute ist der TSV auf dem Weg zu einem modernen Dienstleistungsverein. Der Verein „Turn- und Sportverein Bischofsheim“ lebt allerdings nur dann fort, wenn jedes seiner Mitglieder Interesse zeigt und bereit ist, sich auf seine Weise mit einzubringen.